Dankbarkeit

In meinem Leben lebe ich in tiefer Dankbarkeit, denn nichts ist für mich selbstverständlich. Ich bin Schöpferin und Gestalterin meines eigenen Lebens und trage die Verantwortung dafür, was ich tue und was ich nicht tue. Während meiner persönlichen Reisen wurde mir immer deutlicher bewusst, dass ich die absolute Freiheit habe, zu sein, wer ich sein möchte, mich immer wieder neu zu erschaffen und letztendlich zu dem Menschen zu werden, der ich im Innersten bin. Ich fahre, lenke und gestalte meine Reise: die Route, die Geschwindigkeit, die Pausen und die Aussichten. 

Schon im frühen Kindesalter werden wir von Denkmustern und sogenannten Bewusstseinsräumen geprägt. Wie eine Festplatte sind wir vorinstalliert. Warum sollte eine Neuprogrammierung unmöglich sein? Du bist frei und hast jederzeit, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde die Möglichkeit, etwas Neues zu wählen.  Du kannst neu erschaffen, wer du bist, wer du sein möchtest und wie du auf andere wirkst. Das Leben ist endlich, und die Zukunft beginnt jetzt. Ich wünsche mir, dass du die folgenden Zeilen sehr achtsam und wertschätzend liest, denn es bedeutet mir alles.

Die Suche nach meiner leiblichen Familie 

1986 wurde ich als Baby in meine deutsche Familie aufgenommen. 2019 beschloss ich, meine Wurzeln zu erforschen und mich selbst besser kennenzulernen. So begab ich mich auf die Reise, um meine leiblichen Eltern und Geschwister in Sri Lanka zu finden. Ich spürte, dass es an der Zeit war und nichts wichtiger schien, als diesem inneren Ruf zu folgen. Ich wollte wissen, wer mich in diese Welt, auf diese verrückte Erde gebracht hatte. Ich unterbrach mein Studium der Sonderpädagogik, vermietete meine Wohnung und buchte meinen Flug nach Sri Lanka. Ich hatte geträumt, dass ich losgehen musste. Es gab kein Zurück.  

Als das Flugzeug abhob, verspürte ich eine tiefe Unruhe und einen Umbruch. Die Tränen strömten aus mir heraus. Ich hatte mich selbst noch nie so verwundbar gefühlt und so deutlich gespürt, dass ich meinem innersten Herzensruf folgte. Mein Herzschlag war laut und berührend tief. Ich konnte mich selbst kaum halten.  

Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder zurückkehre und war bereit, alles von mir zu geben. 

Wochenlang reiste ich durch das Land und meisterte viele unterschiedliche Situationen. Es war herausfordernd, nervenaufreibend, aufregend und paradiesisch schön. Eigentlich gibt es keine Worte dafür. Ich war allein mit meinem Rucksack und später mit einem Fahrer, der mir bei Übersetzungen half. Es war mir wichtig, dass er nur das tut, was ich sagte, wie ich fühlte und wie ich vorgehen wollte. Alles war nur noch Intuition und tiefste Selbstfindung.  Ich kam immer näher zum Kern meiner selbst. Das konnte niemand, außer ich selbst.  

Ich klapperte einige Teeplantagen ab. In der Hand hielt ich die Fotos meiner leiblichen Eltern aus dem Jahre 1986. Ich fragte unzählige Gesichter, ob sie meine Eltern kannten oder gesehen hatten. Manchmal musste ich mich mit Gesten verständigen. Die Fotos waren alles, was ich hatte, zusammen mit meiner knittrigen Geburtsurkunde. Schließlich gelang es mir in einer nächtlichen Aktion, meinen Cousin zu treffen, von dem ich damals nicht wusste, dass er mit mir verwandt war.

Wie viele Sri Lanker zuvor behaupteten, meine Eltern zu kennen, so war auch er nach langem Zögern bereit, zuzugeben, dass er meine Mutter kannte. Obwohl ich unsicher war, ob ich diesmal glauben sollte, war ich zu 100 % entschlossen, nichts unversucht zu lassen. Es gab für mich keinen „Umweg“, denn mein Herzensmotor war stark genug.